Tupolew G-1  (ANT-4, Tb-1)   Igarka Gruppe der Полярная авиация    März 1934 Uelen-Lager Schmidt 69. Breitengrad, -36 °C          Mikro Mir      1/ 72

Bereits 1924 startete die als schwerer Bomber konzipierte Tupolew ANT 4 / Tb-1 mit dem Piloten A.I. Tomaschewski zum Erstflug. Zum damaligen Zeitpunkt war der Ganzmetalleindecker aus in der UdSSR hergestellten Aluminiumlegierungen in seiner Auslegung eine sehr fortschrittliche Konstuktion.

 

Insgesamt wurden von 1929 bis 1932  218 Maschinen in Serie gebaut. Direkt daraus abgeleitet wurde die maßstäblich verkleinerte ANT-7 (R-6) und die größere viermotorige ANT-6 / Tb-3.

Eine Rekordvariante flog unter dem Kenner URSS-300 "Strana Sowjetow" im Jahre 1929 einen Etappenweltrekord von Moskau nach New York über 21242 km.

 

Für die ANT-4 Flotte waren ca. 200 Paar Holzski und 66 Schwimmerpaare gefertigt wurden. Mitte der dreißiger Jahre wurden über 40 Maschinen zu Tupolew G-1 Fracht und Verkehrsflugzeugen umgebaut. Die Bewaffnung und militärische Ausrüstung wurde entfernt, die Zelle verstärkt und die Kabine verkleidet und verglast. Die so entstandenen G-1 wurden der Verwaltung des Nördlichen Seeweges unterstellt und leisteten bis 1945 hervorragende Dienste bei der sowjetischen Arktisforschung, sowie bei verschiedenen Rettungsaktionen. Zu den bekannten Maschinen der Polarluftflotte gehören die CCCP H-120 des Piloten Farich, Transpolarflug 1937, die H-131, H-227, H-228, H-291, H-292, H-294 und die H-317 welche geborgen wurde und heute im Luftfahrtmuseum von Uljanowsk zu sehen ist.

Als am 10.8.1933 die "Tscheljuschkin" in Achangelsk ablegte um in einer Navigations-Saison die Beringstrasse zu erreichen, ahnte niemand etwas von der bald anlaufenden beispielhaften Rettungsaktion. Schon beim Anlaufen der Wrangelinsel, zum Austausch wissenschaftlicher Geräte und des Personals, konnte das Schiff wegen Eisganges den Hafen nicht erreichen.

 

In der Tschuktschensee war das Schiff dann kurz vor Erreichen eisfreien Wassers endgültig gefangen. Die "Tscheljuschkin" musste überwintern. Die wissenschaftliche Leitung der Fahrt hatte der bekannte Polarforscher Prof. Otto Julewitsch Schmidt, Kapitän des Schiffes war Wladimir Iwanowitsch Woronin. Im Februar 1934 mussten die über 100 Menschen die "Tscheljuschkin" verlassen bei -40 °C, es begann die Eisdrift des Lagers Schmidt am 69. Breitengrad mit Frauen und Kindern. Am 14.2.1934 wurde eine Regierungskommission zur Rettung der Schiffbrüchigen gebildet.

Im Fernen Osten der UdSSR verlegten die Piloten der Polarluftflotte ihre Maschinen aus Chabarowsk, Tambowsk, Ochotsk, Kamenskoje, Anadyr nach Uelen 66 ° Breitengrad und später Wankarem 68° Breitengrad um von dort aus Evakuierungsflüge zum Lager Schmidt zu fliegen.

Im Herbst 1933 hatte das Bergungsschiff Smolensk schon Kurs Nord genommen bis es auch vom Eis eingeschlossen wurde.

An Bord hatte es aber 2 Maschinen vom Typ ANT-4 "ABNAAPTIKA" mit den Piloten Jewgeni Konkin und Anatoli Ljapidewski.

 

Die Maschinen wurden am 28.11.1933 auf das Eis entladen und begannen mit den Probeflügen, zu diesem Zeitpunkt währte der Polartag maximal 2 Stunden. Alle Versuche die "Tscheljuschkin von Uelen aus mit den ANT-4 zu evakuieren schlugen vorerst fehl. Bis zum 6.2. wurden alle Flüge durch Unwetter und Sturm verhindert. Schließlich kam am 13.2.1934 die Meldung, dass der Eisgang die "Tscheljuschkin" zerdrückt hat. Der erste gelungen Suchflug von Uelen aus blieb ohne Erfolg. Endlich am 5.3.1934 starteten Ljapidewski, Konkin, Petrov und Rukowski bei - 36° C und klarer Sicht in Richtung des Lagers. Sie überflogen Kap Serdze-Kamen am 67 ° Breitengrad und namen Kurs auf das Lager Schmidt, plötzlich sahen sie ein Flugzeug, die auf dem Eis stehende bordeigene Schawrow Sch-2 der "Tscheljuschkin" . Nach 2 Platzrunden kommte Ljapidewski auf der winzigen 450 Meter langen und 150 m breiten Eisfläche beim Lager Schmidt landen. Der Jubel im Lager war unbeschreiblich, Woronin und Schmidt ließen die Flieger hochleben. Nach knapp 2 Stunden Auffenthalt lud Ljapidewski alle Frauen und Kinder, insgesamt 12 Personen in die Maschine, und flog in knapp 2,5 Stunden zurück nach Uelen. Die Rettungsaktion der Schiffbrüchigen des Lagers Schmidt, durch die Luftbrücke der sowjetischen Polarflieger hatte erfolgreich begonnen. Mit insgesamt 24 Flügen flogen die Flieger Ljapidewski, Molokow, Kamanin, Slepnjow, Wodopjanow und Doronin bis zum 13.4. 1934 102 Menschen aus dem Lager Schmidt aus. Kapitän Woronin verließ als letzter  das Lager Schmidt.

Zum 1.Mai 1934 zogen die geretteten "Tscheljuschkin" Leute an ihren Rettern und ihren Flugzeugen in Uelen vorbei.

Anläßlich dieser Rettungsaktion wurde der Titel "Held der Sowjetunion" gestiftet  und die beteiligten Rettungsflieger damit ausgezeichnet.

 

 

Das Modell der Tu G-1 von Mikro Mir ist 2017 Jahr erschienen. Vorher gab es schon die Version TB-1 / ANT-4, Strana Sowjetow, und die Schwimmervariante des Torpedofugzeuges von Mikro Mir. Amodel brachte auf dieser Basis noch die Variante mit Fallschirmspringerkabine, sowie das Sweno 1 mit 2 I-5 auf den Tragflächen heraus. 

Die G-1 unterscheidet sich vor allem durch das Vorhandensein der geschlossenen Kabine, und die Abziehbilder für die Zivilvarianten der Полярная авиация. Auch eine getarnte Variante des Jahres 1941 ist dabei. Die ebenfalls vorhandenen Bauteile für die Militärvarinten sowie die wahlweise nicht benötigten Schwimmer, Räder oder Kufen wandern in die Restekiste. Das Modell zeichnet sich durch gute Passgenauigkeit und sehr feine Wellblechstrukturen aus. das verbietet ungenaues Arbeiten oder den Einsatz von Spachtelmasse. Ich entschied mich für die AVIAARKTIKA Variante mit Kufen, CCCP H-292.

Das Modell bekam noch zusätzlich Federspanner und Justierungsseile an den Kufen spendiert. Über den Dunkelblau-Orangenen Zieranstrich gab es eine ganz leichte Alterung in Form von Farbabrieb auf dem Dural, waren die Maschinen doch Eis und Schneestürmen ausgesetzt. Die Abziehbilder legten sich mit Weichmacher gut in das Wellblech. Mit 41 cm Spannweite ist das Modell ein recht großer farbenfroher Hingucker in der Vitrine. Mikro Mir kann man zur Vorbildwahl eher seltener Flugzeuge und zur Ausführung nur ein "Weiter So" wünschen.

Umfangreich berichtet hat Ulrich Unger in seinem Buch "Abenteuer sowjetischer Flieger" erschienen 1987 über die Polarfliegerei, auf was sich auch der oben stehende Text bezieht.

 

 

Beste Grüße vom Peter

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